03. Juni 2021

Prof. Dr. Giorgio Behr: «Reculer pour mieux sauter»

Das Rahmenabkommen mit der EU ist vom Tisch. Entstehen dadurch auch Chancen für die Schweizer Wirtschaft? Diese Frage hat ein Zuhörer der Sendung «Forum» auf Radio DRS 1 am 3. Juni live aufgeworfen. Studiogast Prof. Dr. Giorgio Behr, Verwaltungsratspräsident der Behr Bircher Cellpack BBC, Präsident der Industrievereinigung Schaffhausen und Co-Präsident von autonomiesuisse, bejahte sie: «Wichtiger als ein Rahmenvertrag mit der EU sind die Rahmenbedingungen der Schweiz. Wir haben jetzt die Gelegenheit, die Ausgangslage sauber zu analysieren und zukunftsweisende Lösungen für die Zusammenarbeit mit der EU wie mit anderen Wirtschaftsräumen zu finden.» Es sei wie im Sport: Man müsse sich vorbereiten, damit der Sprung gelinge – «reculer pour mieux sauter». Darüber hinaus räumte Behr mit Missverständnissen auf. So betreffe etwa die neue Verordnung zu Medizinalprodukten der EU (MDR) nicht nur Schweizer Unternehmen, sondern ebenso Unternehmen aus der EU. Darüber hinaus würden die Voraussetzungen für Zulassungen in einem Markt vielerorts gar nicht vom Staat definiert, sondern von Normengremien aus Branchenvertretern. Behrs Gesprächspartnerin Kathrin Amacker, Präsidentin Regio Basiliensis und Mitglied von progresuisse, räumte ein, dass es «positiv wäre, wenn es mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die Schweiz gäbe». In 60 Prozent der Fälle würde heute die Schweiz einfach EU-Recht übernehmen.