Wenn es um Finanzen geht, kann man dem Wirtschaftsjuristen und Financier Tito Tettamanti nichts vormachen. So hat er für den «Nebelspalter» den Haushaltsvoranschlag der EU für den Zeitraum 2028–2034 analysiert. Für diesen verlangt die EU satte 2000 Milliarden Euro – 800 Milliarden Euro mehr als in der Vorperiode, was einem Anstieg von über 50 Prozent entspricht. Geld, das «aus den Taschen der Steuerzahler der einzelnen Staaten stammt und zu den nationalen Ausgaben hinzukommt», stellt Tettamanti klar.
EU-Doppelspurigkeiten – bis in Eswatini
Was sind die Gründe für die Ausgabenexplosion? Tettamanti nennt die «Übernahme von immer mehr Aufgaben durch die EU und der Wille, die Nationalstaaten in vielen Aufgaben zu ersetzen». Das führe «zu teuren und komplizierten Doppelspurigkeiten». Zum Beispiel wolle die EU laut Tettamanti – in Konkurrenz zu den Aussenministerien der 27 Mitgliedstaaten – eine eigene Zuständigkeit für die Aussenpolitik mit etwa 150 Botschaftern. So unterhält die EU sogar eigene Botschaften in Barbados, Kap Verde, Eswatini und Fidschi.
EU-Abgeordnete – rundum fürstlich versorgt
Klar, dass auch die 720 Abgeordneten des Europäischen Parlaments nicht darben müssen. Sie erhalten über 10’000 Euro pro Monat – bei einer Arbeitszeit von vier Tagen pro Woche für 11 Monate. Hinzu kommt eine «allgemeine Aufwandsentschädigung» von 4950 Euro pro Monat sowie eine Tagespauschale von 350 Euro.
«Selbstverständlich haben sie Anspruch auf Erstattung von Reisekosten, Krankheitskosten und Versicherungsschutz sowie am Ende ihrer Amtszeit auf eine Übergangsentschädigung und eine Rente», fügt Tettamanti hinzu. Die EU berappt dabei auch Kosten für einen oder mehrere «persönliche Mitarbeiter». Eine kreative Abgeordnete aus der Region Como stellte kurzerhand ihre Mutter als Assistentin ein.
Auch der Wunsch Frankreichs, dass das Europäische Parlament nebst Brüssel noch einen Sitz in Strassburg unterhält, schlägt zu Buche. Allein die Umzugskosten belaufen sich auf 150 Millionen Euro pro Jahr.
Widerspruch zur Schweizer Kultur
Tettamanti denkt jedoch über die Zahlen hinaus: Er hebt «den starken Kontrast zwischen der Struktur der EU und unserer» hervor. Mit den Rahmenverträgen mit der EU würden wir uns nicht nur «an die EU binden, sondern auch an eine Art und Weise, die Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten zu konzipieren». Die mangelnde Kostenkontrolle «steht in direktem Widerspruch zu unserer politischen Kultur in der Schweiz».
Besonders alarmierend ist für Tettamanti, dass die EU beabsichtigt, auch direkt Steuern auf grosse Unternehmen und Tabak zu erheben. Dabei will sie sogar auf mögliche Zölle und Formen der Mehrwertsteuer zurückgreifen. Eines ist für Tettamanti schon jetzt klar: «Früher oder später» wird die EU einen Weg finden, solche Steuern «auch von der Schweiz zu verlangen».