08. April 2025

Börsenguru Felix Zulauf: Verschuldete EU vor dem Ende?

Seine Prognosen geniessen in Investorenkreisen weltweit Kultstatus – seit er den Börsencrash von 1987 vorhergesagt hat: Felix Zulauf ist so etwas wie der «Schweizer Warren Buffett». In einem Interview mit der «NZZ» sorgt er sich nun weniger um Trumps Zollpolitik als vielmehr um die Verschuldung Europas.

Zulauf bezweifelt, dass Europa auf das Ende der Globalisierung vorbereitet ist – die Gründe: Die EU sei zentralistisch aufgebaut und der Kontinent schränke als «Regulierungsweltmeister» den Wettbewerb ein. Politisch seien einige Länder wie Frankreich und Österreich de facto unregierbar geworden. Und Deutschland sei auf dem besten Weg dahin.

Staatsbankrotte in Sicht?

Felix Zulauf im O-Ton: «Deutschlands Schulden steigen in wenigen Jahren auf über 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Frankreich erreicht bald 130 Prozent, in Italien und Griechenland ist es noch mehr. Weil das Wachstum fehlt, wird mit immer mehr Schulden, die via Notenpresse finanziert sind, die Konjunktur angekurbelt, was aber kaum zusätzliches reales Wachstum bringt. Somit sind die massiv ausgebauten Sozialwerke des Wohlfahrtsstaates gefährdet, und die Bürger verlieren an Kaufkraft.» 

Die europäischen Staaten würden zwar Staatsbankrotte so lange wie möglich hinauszögern und sich über die Notenpresse finanzieren. Doch das geringe Wachstum und die Alterung der Bevölkerung verschärften die Insolvenzgefahr, wie Zulauf argumentiert.

Fokus auf nationale Interessen

 «Die Wirtschaftsgeschichte zeigt uns, dass grosse Verschuldungen ausnahmslos zu Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt haben und häufig zu Insolvenzen. In den letzten 200 Jahren gingen Österreich-Ungarn, Spanien, Deutschland, Portugal, Griechenland mehrmals und Italien einmal bankrott. Es ist also nichts Neues unter der Sonne, nur sind wir das seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gewohnt und kennen es lediglich von Entwicklungsländern. Jetzt kommt das Problem nach Europa, weil hier insbesondere seit dem Fall der Mauer Misswirtschaft betrieben wird und wir über unsere Verhältnisse leben.»

Sein Fazit: «Das Ende der Globalisierung bedeutet den Anfang vom Ende der EU in ihrer heutigen Form. Die europäischen Länder werden sich wieder auf ihre nationalen Interessen fokussieren.»

autonomiesuisse meint: Angesichts dieser Ausgangslage wäre es kontraproduktiv für die Schweiz, sich der EU anzudienen, nur weil diese vorübergehend weniger hohe US-Zölle aufgebrummt bekam. Umso mehr, weil die Trump-Administration die EU nicht als Partnerin auf Augenhöhe betrachtet, sondern Gespräche von Land zu Land bevorzugt. Die Schweiz muss sich in turbulenten Zeiten auf ihre ureigenen Stärken zurückbesinnen und diese im Wettbewerb ausspielen – die direkte Demokratie, die freiheitliche Wirtschaftsordnung und die hohe Innovationskraft.