Labortests, Herzkatheter und andere Medtech-Produkte sind Mangelwaren in Deutschland. Darum schlagen jetzt zwei deutsche Medtech-Branchenverbände Alarm, wie «Cash» berichtet. Schuld an der Misere sind demnach die neuen EU-Verordnungen. In einem Positionspapier wünschen sich die Verbände unter anderem, dass das Abkommen über die Medizinprodukte-Verordnung (MRA) mit der Schweiz aktualisiert wird. Dieses EU-Regelwerk sowie die Verordnung zur In-vitro-Diagnostik (IVDR) verlangen für Medtech-Produkte und Labortests eine spezielle EU-Zertifizierung, bevor sie den Zugang zum EU-Markt erhalten. Das gilt nicht nur für neue Produkte, sondern selbst für «alte». Doch was die EU als Schikane gegen Schweizer Unternehmen geplant hatte, erweist sich als Bumerang für die EU-Unternehmen, die ohnehin zusehends an der Wirtschaftsflaute leiden. Schon vor einem Jahr hatten sich der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und sein französisches Pendant SNITEM über Missstände beklagt. Jetzt unterstützen beispielsweise die EU-Abgeordnete Angelika Niebler und der EU-Parlamentarier Peter Liese den BVMed sowie den Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH). Diese kritisieren gemeinsam, die EU-Verordnungen seien «handwerklich schlecht gemacht, zu kompliziert und bürokratisch». Zudem verweisen sie darauf, dass viele Unternehmen mittlerweile die Zulassung ihrer Produkte in den USA priorisieren gegenüber jener in der EU. Die Verbände sorgen sich daher um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Medtech-Branche. Auch die Schweizer Medtech- und In-vitro-Diagnostik-Unternehmen sind von den Engpässen bei den EU-Zertifizierungsstellen betroffen. Weil sie schon länger drangsaliert wurden, haben sie jedoch früher gehandelt – und halten ihre Zertifikate meist schon in der Hand.