Europabefragung 2023: Zuwanderung und der Druck auf Löhne und Mieten machen Sorgen
autonomiesuisse interpretiert die neuste Europabefragung von gfs.bern etwas anders als die Auftraggeberin Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen Unternehmen in der Schweiz. Interpharma nimmt die Studie zum Anlass, den Bundesrat zu überstürzten Verhandlungen mit der EU zu drängen, weil die Bevölkerung «kompromissbereit» sei. Dabei zeichnet sich die Europabefragung über Jahre hinweg durch stabile Ergebnisse aus: Die Extrempositionen sind bei der Schweizer Bevölkerung chancenlos. Nur eine Minderheit wäre für einen EU-Beitritt zu gewinnen. Ähnlich beharrt lediglich eine Minderheit auf einem kompletten Alleingang der Schweiz. Die Mehrheit hält die bilateralen Verträge insgesamt für vorteilhaft, wobei auffällt, dass diese Sicht in der Romandie an Terrain verloren hat – und im Tessin nur noch eine Minderheitenmeinung darstellt. In der Detailanalyse zeigen sich teilweise Widersprüche, was auch an den Fragestellungen liegen mag. Es fällt aber auf, dass die Zustimmung zu den meisten Pro-Bilaterale-Argumenten schwindet. Besonders verschlechtert hat sich die Sicht auf die EU in Bereichen, bei denen eine Feuerprobe ansteht. So galt beispielsweise die EU bis vor Kriegsausbruch in der Ukraine noch bei 77 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer als Friedensstifterin. Dieser Anteil ist auf 55 Prozent eingebrochen. Dramatisch geschrumpft ist das Vertrauen in das Schengen-System: Nicht einmal mehr ein Drittel glaubt, dass die Schweiz aufgrund der Bilateralen von «Asylwanderungen» verschont bleibt. Eine Mehrheit befürchtet einen zunehmenden Druck auf die einheimischen Löhne (58 Prozent) sowie auf die Miet- und Immobilienpreise (56 Prozent) durch die Zuwanderungen. Das stellen Rekordwerte dar, die von der Politik ernst zu nehmen sind. Weitere Handlungsfelder lassen sich aus der Umfrage nicht ableiten. Um dies klarzustellen, hat autonomiesuisse eine Mitteilung an die Medien verschickt.