07. März 2024

Hans-Jörg Bertschi: «Bürokratische EU-Gesetze würden Wettbewerbsvorteile erodieren»

97 Prozent ihres Geschäfts wickelt die Bertschi Gruppe im Ausland ab. Nur wenige sind so vertraut mit den internationalen Märkten wie ihr Verwaltungsratspräsident und autonomiesuisse-Co-Präsident Hans-Jörg Bertschi. In der «Somm Show» hat «Nebelspalter»-Chef Markus Somm mit Hans-Jörg Bertschi das EU-Verhandlungsmandat des Bundesrats unter die Lupe genommen. «Mit dem Vertragspaket müsste die Schweiz viele bürokratischen EU-Gesetze importieren», sagt Bertschi: «Das unterbindet die Vorteile, die unsere Wirtschaft auf den weltweiten Märkten noch hat.»

Aus Sicht der Schweizer Familienunternehmen sei der Preis für ein EU-Abkommen zu hoch. «Der Erfolg auf dem Exportmarkt hängt vor allem vom Innovationsgrad der Produkte ab, nicht von Verträgen», erklärt Bertschi. Jedes Land und jedes Unternehmen müsse sich überlegen: «Was ist mein Erfolgsgeheimnis?» Der grösste Fehler der EU ist die Gleichmacherei.

Wie sich die EU-Bürokratie auswirken kann, schildert Bertschi anhand eines Beispiels. Sein Unternehmen unterhält in 20 von 27 EU-Staaten auch Tochterfirmen. «Eine Steuerprüfung bei einem Unternehmen mit 1000 Beschäftigten dauert in der Schweiz zwei bis drei Tage. In Deutschland hat eine Firma mit 30 Mitarbeitenden dafür drei Monate lang drei Beamte im Haus.»

In den letzten 15 Jahren konnte die Schweiz ihre Freihandelsabkommen mehr als verdoppeln. Allerdings ist hier das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO federführend, nicht das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, das mit der EU verhandelt. «Der Bundesrat muss den Mut aufbringen, gegenüber der EU die Interessen der Schweiz zu vertreten», betont Bertschi.