Die EU demütigt die Schweiz hartnäckig an einer empfindlichen Stelle – bei der Bildung: Während sie beispielsweise Tunesien als assoziiertes Land des EU-Forschungsprogramms «Horizon Europe» taxiert, stuft sie die Schweiz als nicht assoziiertes Drittland ab. Die Rektoren der Universitäten und die Politiker schlagen fast pausenlos Alarm. «Tatsächlich ist die Situation untragbar, aber in einem ganz anderen Sinn, als von den Rektoren dargestellt», schreibt Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz und gemäss NZZ-Ökonomen-Ranking einer der einflussreichsten Ökonomen der Schweiz, in der «Weltwoche»: «Es ist untragbar, dass sich die Schweizer Forschung von der EU-Förderung abhängig und damit erpressbar gemacht hat.» Denn die Teilnahme am EU-Forschungsprogramm stelle einen bürokratischen Käfig dar, der vom Denken ablenke. Forschende werden laut Binswanger zu fleissigen Antragsschreibern für Projekte, auf deren Resultate niemand wartet. Das System, das Qualität belohnen will, verwandle sich in ein System, das Qualität behindere. «Wissenschaft wird zur Fleissarbeit ohne Geist!», kritisiert Binswanger. Fakt ist: Viele Schweizer Universitäten wie etwa die Universität Zürich wiesen eine bessere Positionierung in internationalen Rankings auf, bevor die Schweiz (2004) bei Horizon Europe mitmischte.