Das Rahmenabkommen mit der EU sei ein «totes Pferd», das der Bundesrat nicht weiter reiten solle, empfiehlt NZZ-Chefredaktor Eric Gujer in der «NZZ». Schuld daran sei der Bundesrat, der keine Beurteilung zum Abkommen abgebe. Auch die Parteien SP, FDP und Mitte wollen das Thema umschiffen. «Alle ihre Exponenten haben deshalb die Kunst perfektioniert, über das Abkommen zu reden, ohne etwas zu sagen», konstatiert Gujer. Geschehe nicht «das Wunder von Brüssel» müsse der Bundesrat die Verhandlungen für gescheitert erklären. Während die Schlachtordnung «SVP gegen den Rest» aufgelöst ist, verhält sich die EU gegenüber Drittstaaten zunehmend unnachgiebig: «Powerplay ist ihr inzwischen wichtiger als ergebnisorientierte Diplomatie.» Besonders problematisch ist daher die Superguillotine im Rahmenabkommen. Bei einer Kündigung würden nicht nur die Bilateralen I hinfällig, sondern alle weiteren Abmachungen, inklusive des Freihandelsabkommens. «Darauf könnte man sich einlassen, wenn ein echtes Vertrauensverhältnis bestünde. Selbst Befürworter eines guten Verhältnisses zur EU sind jedoch skeptischer geworden», meint Gujer. Er hält allerdings einen reinen Freihandelsvertrag, wie er den Briten genügt, für die Schweiz für eine «Verarmung, geradezu eine Kastration». Die Kernanliegen des Abkommens müssten erreicht werden, aber auf anderem Weg: «Ein tragfähiger Kompromiss kommt nur zustande, wenn Bern wie Brüssel Abstriche an ihren Maximalforderungen machen.»