03. Juli 2023

Recherche: Kein Forscher verlässt Schweiz wegen Horizon-Aus

Panikartig haben die CH Medien und die «NZZ» vor einem Jahr getitelt: «Die Schweiz wird abgehängt» und «Der Wissenschaftsstandort Schweiz erodiert zusehends». Angeblich sollte der Ausschluss der Schweiz aus dem Forschungsprogramm Horizon Europe zum wissenschaftlichen «Grounding» führen. Der «Nebelspalter»-Bildungsexperte Daniel Wahl hat genauer hingeschaut. Fakt ist: Die Schweiz ist «nur zu einem Bruchteil» von Horizon Europe ausgeschlossen. Unsere Forschenden können bezogen aufs Budget zu 66 Prozent an den Ausschreibungen partizipieren. Zudem kann das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation die Forschungsprogramme, welche die EU nicht mehr mitfinanzieren will, auch direkt finanzieren – statt die Gelder zuerst nach Brüssel zu leiten.

 Aber was ist mit den Exzellenz-Stipendien des Europäischen Forschungsrats, die Schweizer Forschenden vergönnt bleiben? Die Medien bangten um 28 Spitzenforschende, die davon profitieren sollten. Umso mehr als die EU diese Hoffnungsträger explizit abwerben wollte. Der «Nebelspalter» ist allen diesen Persönlichkeiten nachgegangen:

– 24 Forschende arbeiten noch immer in der Schweiz.

– 2 Forschende arbeiten an Spitzenuniversitäten in den USA, die nicht mit Horizon Europe assoziiert sind.

– 2 Forschende sind tatsächlich in die EU abgewandert – allerdings nicht wegen Horizon Europe. Taro Kitazawa wechselte von Genf nach Dänemark, weil die dortige Universität über mehr Gelder für sein Spezialgebiet verfügt. Die Primo-Levi-Forscherin Martina Mengoni kehrte in ihr Heimatland Italien zurück – an ein Institut, das sich ausschliesslich Primo Levi widmet: das Centro Internazionale di Studi Primo Levi in Turin.