Wer an den SwissSkills 2025 in Bern durch die Halle 14 spazierte, bekam bei den Hennen eindrückliche Vergleiche zwischen dem Tierschutz in der EU und der Schweiz. So darf ein Betrieb in der Schweiz beispielsweise maximal 18'000 Legehennen halten, ein Biobetrieb nur 4000. In der EU sind dagegen Ställe mit bis zu 100'000 Tieren erlaubt – inklusive die in der Schweiz verbotene Käfighaltung.
Mit den neuen Rahmenverträgen könnten diese Unterschiede verschwinden. Denn das Kapitel «Lebensmittelsicherheit» ist Teil des Vertragswerks. Damit würden Standards, die heute das Tierwohl sichern, relativiert.
Umweltschützer schlagen Alarm
Umweltschützer befürchten aber auch einen massiven Rückschritt beim Gewässerschutz, wie die «NZZ» schreibt. Denn die Schweiz müsste das EU-Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel übernehmen. Hans Maurer, Chemiker und Anwalt und engagiert bei der Gewässerschutzorganisation 4aqua, warnt: «Es droht eine massive Verschlechterung des Gewässerschutzes.»
Die Schweiz würde mit dem neuen Abkommen der «Länderzone Mitte» der EU zugeteilt. Sie erstreckt sich von Irland bis nach Rumänien und Bulgarien. Winkt Rumänien ein Mittel durch, landet es bald auch auf Schweizer Feldern. Die Schweiz hätte lediglich 120 Tage Zeit, die Zulassung zu prüfen. Die Gerichtspraxis ist laut Maurer streng: Nationale Sonderregeln gelten im EU-Binnenmarkt schnell als diskriminierend. «Es darf praktisch keine eigenständige Gesundheits- und Umweltprüfung mehr stattfinden», kritisiert Maurer.
Beamte freuen sich auf Zusammenarbeit mit Brüssel
In den Beamtenstuben sieht man das gelassener. Michael Beer, der stellvertretende Direktor des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), bestätigt, dass die Schweiz die europäische Pflanzenschutzmittelverordnung integral übernehmen müsste. Er scheint sich jedoch zu freuen, dass Brüssel sein Amt entlasten könnte. Dafür gibt es doch in der EU schon «2000 Experten, die einen neuen Stoff prüften», wie er der «NZZ» diktiert.
Man könnte daraus auch folgern: Wenn wir die Verantwortung für die Schweizer Umwelt grösstenteils an die EU abgeben, könnten wir uns auch einige Beamte in Bern sparen.