Auch mit 94 Jahren bleibt der Tessiner Anwalt, Unternehmer, Financier und Autor Dr. Tito Tettamanti ein «neugieriger Kerl» – so sein Originalton im «Tagesgespräch» von Radio SRF.
Regelmässig analysiert und kommentiert er das wirtschaftspolitische Geschehen für verschiedene Medien.
USA: Trump sucht Lösungen gegen Überschuldung
Für Tettamanti ist die Zollpolitik von Trump ein Vorwand, um erstens den US-Dollar zu schwächen und den Exporteuren zu besseren Konditionen zu verhelfen, und zweitens, Lösungen gegen die Überschuldung der USA zu suchen. Tettamanti kennt die USA nicht nur als Investor, sondern wie seine Westentasche. Denn er hat lange dort und in Kanada gelebt.
Der Schweiz empfiehlt er, unbedingt mit den USA zu verhandeln. Dazu brauche es vor allem auch gute Beziehungen zu Topleuten vor Ort.
EU-Annäherung: «Der grösste Fehler!»
Wäre es für die Schweiz nicht einfacher, sich jetzt der EU anzunähern und sich unter ihren Schutzschirm zu begeben?
«Das wäre ein grosser Fehler. Am Ende steht die Schweiz besser da», betont Tettamanti: «Karin Keller-Sutter telefoniert mit Trump, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat das nicht geschafft.»
Die Institutionen Schweiz und EU seien ganz anders: Die EU ist «top-down» gebaut, die Schweiz «bottom-up». Tettamanti: «Irgendjemand muss da aufgeben.»
Es gebe zwar «grosse Multis» – multinationale Konzerne –, die lieber «nur in Brüssel lobbyieren würden als in 27 Staaten, aber das liegt nicht im Interesse der Schweiz als Ganzes».
Schweiz wie Sowjet-Satellit behandelt?
Tettamanti weist auf einen wunden Punkt hin: «Wir Schweizer sind schwach im Verhandeln.» Der EU-Kommissar Maroš Šefčovič habe an der Universität in Moskau studiert. Er sei dafür geschult und vorbereitet worden, Satellitenstaaten im Dienst der Sowjetunion zu führen. Entsprechend habe Šefčovič die Dissertation über Stalin verfasst.
«Das ist seine DNA. Deshalb kann Šefčovič die Schweiz nicht verstehen. Und genau das hat unser Bundesrat Cassis nicht verstanden.»
Was braucht es, damit Cassis aufwacht?