Soll die Schweiz so rasch wie möglich wieder mit der EU an den Verhandlungstisch? Zum Beispiel, um wieder am europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe teilnehmen zu können? Tobias Straumann, der bekannte Professor für Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich, gibt sich «entspannt», wenn er auf diese Frage angesprochen wird. Auch ohne Aktualisierung der bilateralen Verträge laufe die Schweizer Wirtschaft «hervorragend», sagt er der «Aargauer Zeitung». Und bei fast allen Horizon-Programmen sei die Schweiz nach wie vor dabei. Sie könne nur nicht mehr die Leitung übernehmen. «Das hat Nachteile, ist aber nicht dramatisch. Die Schweizer Universitätsinstitute bekommen nach wie vor Geld», betont Straumann: «Wir sollten nicht ständig jammern, wir sollten Ersatzprogramme entwickeln, auch internationale, mit der die Schweiz ihre Stärken als offener und gut dotierter Forschungsstandort ausspielen kann.» Das Austauschprogramm Erasmus funktioniert laut Straumann genauso gut wie früher, seit die Schweiz die Organisation und Finanzierung eigenständig übernommen hat. Er verspricht sich wenig von weiteren Verhandlungen mit der EU. Denn die EU verlangt von der Schweiz beharrlich die dynamische Übernahme von EU-Recht – was in der Schweiz nicht mehrheitsfähig ist. In Anlehnung an Straumann fordert autonomiesuisse, dass die Schweiz die Zeit für Reformen im Inland nutzen sollte. Immerhin liegt die letzte grosse Reform, die Einführung der Schuldenbremse, über zwanzig Jahre zurück. Ohne diese wäre das Land heute ähnlich hoch verschuldet wie die EU-Staaten. Dringend nötig ist es unter anderem, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, die Energieversorgung sicherzustellen, die Sozialwerke auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen und die Volksschulen wieder besser zu machen.