Der Rechtsanwalt Dr. Christoph Rohner hat jeden Satz des «Common Understanding» der Schweiz mit der EU unter die Lupe genommen. Das Resultat ist ernüchternd, wie er in seiner Analyse in «Die Ostschweiz» festhält. Zum einen stellt der Rechtsexperte fest, dass beispielsweise bei Streitigkeiten zwischen der Schweiz und der EU zahlreiche Fragen offenbleiben. Zum andern entlarvt er die Behauptung des Bundesrats, er habe mit der präsentierten Paketlösung einen «grossen Fortschritt» erreicht, als illusorisch. Denn unter anderem die zahlreichen institutionellen Bindungen würden den «sektoriellen Ansatz» aushebeln. Rohner kommt zum gleichen Schluss wie autonomiesuisse: Das «Common Understanding» ist «alter Wein in neuen Schläuchen». Besteht die Hoffnung, dass die Schweiz noch Verbesserungen aushandeln kann? Rohner winkt ab. Ein Abkommen basierend auf dem «Common Understanding» führt ihm zufolge zu irreversiblen Kompetenzverschiebungen nach Brüssel, die «das verfassungsrechtliche Gefüge der Schweiz massiv verändern» werden. Wer die stärkere Verhandlungspartei ist, zeigt sich bis in die Details: Die EU setzt die Frist für eine Einigung bis Ende Jahr. Dazu diktiert sie, dass die institutionellen Mechanismen auch auf alle künftigen Marktzugangsregeln anzuwenden seien. Allfällige Ausnahmen von der dynamischen Rechtsübernahme sind schwammig formuliert – und können sich bis Vertragsabschluss ändern. Auch bezüglich der «bereits vor Inkrafttreten des Rahmenabkommens zu erhöhenden Kohäsionsbeiträge (…) dürfte der stärkere Vertragspartner sagen, womit er sich (…) zufriedengibt», schreibt Rohner. autonomiesuisse folgert: Die Schweiz muss aufpassen, dass am Schluss nicht gilt: «Ausser Spesen nix gewesen.»